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2020

Der Jahresbericht
der Forel Klinik

Die Covid-19-Pandemie hat die Klinik vor grosse Herausforderungen gestellt

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Neubeginn in der Krise

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Das Jahr in Kürze

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Februar

Neuer
Medizinischer
Direktor

Mit Ralf Pelkowski erhält die Forel Klinik einen neuen Medizinischen Direktor. Der Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie übernimmt zudem die Leitung der Stationären Versorgung in Ellikon an der Thur.

März

Einführung
Taskforce

Das Coronavirus breitet sich immer weiter aus – Die Forel Klinik bildet eine Pandemie-Taskforce, welche die von Bund und Kanton vorgegebenen Massnahmen laufend auf die Klinik adaptiert und die Mitarbeitenden sowie die Patientinnen und Patienten regelmässig mit den neusten Informationen versorgt.

April

10 Jahre
Tagesklinik

Die Tagesklinik feiert ihr 10jähriges Bestehen – ein nachhaltiges und wohnortnahes Angebot mitten in der Stadt Zürich. Das modulare Programm, von halben Tagen bis zu einer vollen Woche, bietet den Patientinnen und Patienten viel Flexibilität für eine massgeschneiderte Therapie.

Juni

Umzug
Ambulatorium

Das Ambulatorium zieht von seinem Standort an der Tödistrasse 46 in Zürich an das Sihlquai 255 um. Von nun an sind die Tagesklinik und das Ambulatorium unter einem Dach vereint und können Synergien in der Behandlung der Patientinnen und Patienten nutzen.

September

Neues
Personalreglement

Das bisherige Personalreglement ist überarbeitet. Ab 1.1.2021 bietet das neue Reglement mehr Flexibilität und orientiert sich stärker an den verschiedenen Lebensphasen.

Oktober

Neue Leitung
Ausserstationäre
Versorgung

Dr. sc. ETH Christian Lorenz startet als neuer Leiter Ausserstationäre Versorgung. Er ist Psychologe mit umfassender Erfahrung in stationärer und ambulanter Psychiatrie und Psychotherapie, Forensik und Psychosomatik.

Dezember

Förderverein
Forel Klinik

Am 24. Dezember 2020 wird der Förderverein Forel Klinik offiziell gegründet. Er steht allen offen und unterstützt Aktivitäten der Forel Klinik, welche der Entstigmatisierung, Wissensmehrung und Prävention von Alkohol-, Medikamenten- und Nikotinabhängigkeitserkrankungen dienen.

Forschung

Die Forel Klinik veröffentlicht aktiv die Resultate Ihrer Forschungstätigkeiten. Im Jahr 2020 sind drei deutschsprachige und zwei internationale Publikationen erschienen.

Die Forel Klinik veröffentlicht aktiv die Resultate ihrer Forschungstätigkeiten.

Publikationsliste Forschung

Zahlen und Fakten

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Finanzen
2020

Bilanz

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in CHF31.12.202031.12.2019
Aktiven  
Flüssige Mittel1’121’2531’481’932
Forderungen aus Lieferungen und Leistungen3’309’4823’797’986
Übrige kurzfristige Forderungen171’984327’718
Vorräte und nicht fakturierte Dienstleistungen2’570’2971’992’967
Aktive Rechnungsabgrenzungen13’10447’504
Total Umlaufvermögen7’186’1207’648’106
Finanzanlagen2’986’8552’792’640
Sachanlagen11’451’75411’533’524
Immaterielle Anlagen181’617343’025
Total Anlagevermögen14’620’226 14’669’190
Total Aktiven21’806’34622’317’296

Erfolgsrechnung

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Ertrag in CHF20202019
Nettoerlöse aus Leistungen  
– Pflegetaxen stationär18’000’06417’914’818
– Ambulante Dienste1’052’8661’079’382
– Taxen Tagesklinik1’120’6441’167’497
Beiträge Kanton1’421’7021’419’336
Andere betriebliche Erträge264’723382’378
Bestandesänderung unverrechnete Leistungen563’940-1’103’374
Total Betriebsertrag22’423’93920’860’038

Betriebliche Kennzahlen

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 31.12.202031.12.2019
Pflegetage (Stationär)35’38234’391
Patienten stationär (Austritte)592628
Bettenbelegung in Prozent9693
Betten101101
Durchschnittlicher Aufenthalt (Tage)6055
Behandlungstage Tagesklinik7’1896’528
Patienten Tagesklinik (Austritte)180220
Konsultationen Ambulatorium6’5076’507
Stellen / Mitarbeitende  
– Anzahl Mitarbeitende per 31.12161158
– Vollzeitäquivalent (FTE)131117

Bericht der
Revisionsstelle

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Die Organe der Forel Klinik

Mehr erfahren

Forel Klinik AG

Stationäre Klinik

Islikonerstrasse 5
8548 Ellikon a.d. Thur
T +41 52 369 11 11
forel-klinik.ch
info@forel-klinik.ch

Tagesklinik und
Ambulatorium

Sihlquai 255
8005 Zürich
T +41 44 266 90 20
tagesklinik@forel-klinik.ch
ambulatorium@forel-klinik.ch

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Die Sicherstellung der Qualität und Kompetenz in der Behandlung unserer Patientinnen und Patienten ist das vordringliche Ziel der Klinik. Es ist unser oberstes Gebot, mit unserem Behandlungsangebot Menschen mit Abhängigkeitserkrankungen auf ihrem Weg in ein selbstbestimmtes und erfüllendes Leben zu unterstützen. Während die stationäre Versorgung mit einer Belegung von durchschnittlich 96% unsere finanziellen Erwartungen erfüllt hat, wurde das ambulante und tagesklinische Angebot aus pandemischen Gründen weniger konstant genutzt.  Die Covid-19-Pandemie hat die Klinik denn auch vor grosse Herausforderungen gestellt.

Gemeinsam stark
Zu Beginn der Pandemie wurde eine interne Covid-19-Taskforce zusammengestellt, die die Anforderungen an den Klinikbetrieb laufend den aktuellen Bestimmungen des Bundes und des Kantons anpasste. Leider konnten aufgrund der Pandemie weder der Rückblick auf das erfolgreiche Zusammenlegen der Tagesklinik und des Ambulatoriums in Zürich, noch das Jubiläum zum 10-jährigen Bestehen der Tagesklinik gebührend gefeiert werden. 

Dank eines umfangreichen Schutz- und Hygienekonzepts konnte eine Coronavirus-Infektion in der Klinik vermieden werden. Die Rückmeldungen der Patientinnen und Patienten waren durchwegs sehr positiv: Sie konnten sich vollumfänglich auf die Therapie konzentrieren. Ohne die Kompetenz, Motivation und den Einsatz der Mitarbeitenden hätten die zahlreichen Herausforderungen nicht gemeistert werden können. Dafür sei ihnen grosser Dank ausgesprochen.

Gitti Hug, Präsidentin des Verwaltungsrats

Vom Verein zur Stiftung

Dieses Jahr stand im Zeichen der Vorbereitungen für einen Wechsel der Trägerschaft der Forel Klinik AG. Um die Qualität der Behandlungsangebote auch in Zukunft sicherzustellen und weiter auszubauen, hat die Klinik im Rahmen der geltenden regulatorischen Vorgaben einen effizienten und rechtlich unabhängigen Klinikbetrieb zu gewährleisten. Dieses Ziel kann in der heutigen Struktur der Forel Gruppe mit dem Verein als Träger der Klinik unter dem Blickwinkel der «Best Practise» langfristig nicht gewährleistet werden. Als Resultat einer entsprechenden Risikoanalyse hat der Vorstand des Vereins, zusammen mit der Geschäftsleitung, verschiedene Lösungen entwickelt, worunter die Idee, die bestehende Vereinsträgerschaft in eine neu zu gründende Stiftung mit ideeller Zwecksetzung umzuwandeln, im Vordergrund stand.

Eine Stiftung mit einer Aktiengesellschaft als Betriebsgesellschaft entspricht einer weitverbreiteten Organisationsform im Spital- und Klinikbetrieb. Langwierige Vorabklärungen, insbesondere mit den Steuerbehörden und dem kantonalen Landwirtschaftsamt – der Verein verfügt über mehrere landwirtschaftlich genutzte Parzellen – mussten vorgenommen werden. Im Herbst sollte der Mitgliederversammlung ein entsprechender Antrag vorgelegt werden. Die Mitgliederversammlung wurde jedoch infolge der Pandemie zweimal verschoben und schliesslich Anfang Februar des Folgejahres schriftlich abgehalten. Im Rahmen dieser Abstimmung wurde der Antrag zur Rechtsform-Umwandlung gutgeheissen.

Damit sind wir für die Zukunft strukturell gut gerüstet und überzeugt, nicht nur gegenüber unseren Patientinnen und Patienten, sondern auch gegenüber den unserem Behandlungsangebot vor- und nachgelagerten Gesundheitsträgern ein verlässlicher Partner zu sein. 

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Im Jahr 2020 sind wir Zeitzeugen eines Jahrhundertereignisses geworden. Innert kürzester Zeit hatten wir zu lernen, die Krise zu vergegenwärtigen sowie solidarisch und verantwortungsbewusst mir ihr umzugehen. Sie bescherte eine Reihe neuer Herausforderungen, löste Unsicherheiten und Ängste aus. Doch gemeinsam konnten wir sie meistern – dank dem grossen Engagement aller Beteiligten. Darüber hinaus konnten wichtige, in die Zukunft gerichtete Veränderungen «eingeläutet» werden, um auch den kommenden Herausforderungen gewachsen zu sein.

Neuankommende in der Geschäftsleitung
Noch bevor zu erahnen war, was das Jahr bringen würde, konnten Ralf Pelkowski als neuer Medizinischer Direktor und Leitung der stationären Versorgung sowie Angelika Stuber als neue Leitung Human Resources in der Geschäftsleitung begrüsst werden. Kaum hatte ihre Einarbeitung begonnen, sahen sich beide mit der ungewöhnlichen Aufgabe in der unmittelbar gebildeten Taskforce konfrontiert, die Klinik und alle Mitarbeitenden an den damals noch drei Standorten sowie alle Patientinnen und Patienten in den verschiedenen Settings sicher durch die Pandemie zu führen. Das war ein Senkrechtstart.

Die Krise meistern
Angesichts der für alle unbekannten Situation um Covid-19 war ein umsichtiges, rasches und flexibles Handeln nötig. Den Ängsten und Sorgen um unser aller Gesundheit, Sicherheit, aber auch Freiheit war zu begegnen. Gleichzeitig galt es Wege zu finden, um dem Anspruch, die bestmögliche Behandlung für die Patientinnen und Patienten anzubieten, gerecht zu bleiben. Dies war ein ständiger Prüfstand. Die etablierten Behandlungsansätze, Arbeitsabläufe, Hygienemassnahmen und auch das Miteinander mussten immer wieder im Rahmen des sich wandelnden Schutzkonzeptes angepasst werden. Dies forderte von allen Beteiligten ein hohes Mass an Flexibilität, Toleranz und Einsatz. Die Taskforce konnte stets die nötige Sicherheit vermitteln und das Vertrauen im Umfeld erhalten.

Sicher auch mit einer Prise Glück ist es gelungen, während der Isolationsphase in der ersten Welle praktisch keine Therapieabbrüche zu verzeichnen und insgesamt eine gewohnt hohe Behandlungsqualität aufrecht zu erhalten. In der Stationären Versorgung zeigte sich trotz der besonderen Bedingungen der Pandemie ein unverändert hoher Bedarf an Entzugs- und Entwöhnungsbehandlungen. Die durchgehend hohe Auslastung und die zahlreichen Anmeldungen zeugten davon. Die Anzahl an Covid-19-positiv getesteten Personen war insgesamt marginal. Der Organisations- und Kommunikationsaufwand hingegen war horrend und sehr fordernd.

Erfreulicherweise war mitten in der Pandemie auch Forschung möglich: Während der ersten Welle konnte innert Kürze eine Covid-19-Studie unter Isolation der stationären Patientinnen und Patienten durchgeführt werden – die Ergebnisse liegen noch nicht abschliessend vor. Eine internationale Publikation wird derzeit vorbereitet.

Nanda Samimi, CEO, und Ralf Pelkowski, Medizinischer Direktor und Leitung Stationäre Versorgung

Klinikentwicklung im Fokus
Trotz aller Unwegsamkeit schritt die Entwicklung der Forel Klinik weiter voran. Das Anfang Jahr gestartete Projekt «one place» – der Ausbau des zweiten Stocks am Sihlquai und der Umzug des Ambulatoriums von der Tödistrasse dorthin – konnte bis im Sommer fast ungehindert abgeschlossen werden. Diese Zusammenlegung der Tagesklinik und des Ambulatoriums an einen Standort war ein wichtiger Meilenstein. Durch die entstandenen Synergieeffekte konnten die Ausserstationäre Versorgung weiter gestärkt und Räume für weitere Entwicklungen eröffnet werden. Mit der verbesserten Vernetzung und Kontinuität der stationären, intermediären und ambulanten Versorgung und der Einführung des modularen Therapiekonzepts in der Tagesklinik konnten erste Schritte umgesetzt und die Behandlungsqualität weiter gesteigert werden. Im Sinne «ambulant vor stationär» und im ständigen Bemühen einer qualitativen Entwicklung.

Mit der im Januar begonnenen Überarbeitung und schrittweisen Implementierung des neuen Qualitätssystems im Rahmen des Projekts «MTB Basic» wurde ein weiterer Meilenstein in der Entwicklung der Klinik auf den Weg gebracht. Durch die damit verbundene gemeinsame kritische Reflexion sämtlicher Prozesse und Inhalte wurden erste Effizienzgewinne erzielt, Entwicklungsfelder identifiziert und besetzt. Wichtige Grundsteine für weitere Entwicklungen sind somit gelegt.

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Verwaltungsrat der Forel Klinik AG (v. l. n. r.):  Thomas Straubhaar, Wilfried Lux, Gitti Hug, Toni Berthel, Christoph Eberle

Verwaltungsrat

Gitti Hug, lic. oec. HSG, Rechtsanwältin, Küsnacht,
Präsidentin

Dr. med. Toni Berthel, Psychiater, Suchtmediziner,
selbständig, Winterthur und Küsnacht

Dr. med. Christoph Eberle, ehem. Chefarzt Chirurgie,
Spitalregion Fürstenland-Toggenburg, Kempraten

Prof. Dr. Wilfried Lux, Leiter Kompetenzzentrum für
Finanzmanagement und Controlling, FHS St. Gallen

Thomas Straubhaar, lic. rer. pol., Gesundheitsökonom
und Interimsmanager

Geschäftsleitung

Nanda Samimi, CEO

Ralf Pelkowski, Medizinischer Direktor und Leitung Stationäre Versorgung

Dr. sc. ETH Christian Lorenz, Leitung Ausserstationäre Versorgung

Angelika Stuber, Leitung Human Resources

Gilles Hirt, Leitung IT / Finanzen & Administration

Reto Wild, Leitung Facility Management

Kontrollstelle

KPMG, Zürich

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Berichte

Editorial
Neubeginn in der Krise

Finanzen

Bilanz 2020
Betriebliche Kennzahlen
Erfolgsrechnung 2020
Bericht der Revisionsstelle

Das Jahr in Kürze

Zahlen und Fakten

Die Organe der Klinik

Kontakt

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Im Rahmen der in diesem Jahr von der Forel Klinik organisierten atf-Tagung im November 2019, die zum Thema «Nichtverbale Methoden in der Alkoholentwöhnung» stattfand, wurden Abhängigkeitserkrankungen vor dem Hintergrund impliziter und expliziter Prozesse diskutiert. Implizite und explizite Prozesse beschreiben voneinander abgrenzbare Formen der Informationsverarbeitung, die in unterschiedlichem Mass an der Ent-stehung bewusster Entscheidungen und automatisierter Handlungsten-denzen beteiligt sind. Während impli-zite Prozesse unbewusst, automati-siert und emotional gefärbt sind, sind explizite Prozesse bewusst, verbal präsentiert und zumeist logischen Gesetzen folgend.

Abhängigkeitserkrankungen sind wie kaum eine andere Form psychischer Störungen vom Antagonismus beider Systeme geprägt: Während Automatismen und Impulse des impliziten Systems auf Konsum «drängen», versucht das explizite System, einem Konsum durch Willensanstrengung entgegenzuwirken. Die besondere motivationale Herausforderung ergibt sich aus der relativen Dominanz impliziter Prozesse, zu deren Entstehung auch neurobiologische Veränderungen beigetragen haben. So kommt es im Laufe einer Abhängigkeitsentwicklung zu Anpassungsprozessen in verschiedenen Transmittersystemen des Gehirns, die für die Regulierung von Motivation, Lernen und Gedächtnis verantwortlich sind. Die Sensibilisierung dopaminerger Neurone im mesolimbischen System geht mit einer Steigerung des Anreizwerts von Alkohol einher, die auf subjektiver Ebene als übermächtiges Verlangen (Craving) wahrgenommen wird, das mit der Absicht, den Konsum einzuschränken, in Konflikt gerät (Berridge 2016; Stacy 2010; Robinson 2001).

Inzwischen mehren sich Hinweise aus der Forschung, die zeigen, dass eine übermässige Fokussierung von Absichten zur Störung selbstregulierender Prozesse bis hin zum Zusammenbruch der kognitiven Kontrolle beitragen kann (Erskine 2010; Garland 2012a; Heatherton 2011). Durch ein ständiges Kreisen der Gedanken um den Vorsatz «Ich darf nicht mehr an Alkohol denken» kann eine Absicht sogar ins Gegenteil umschlagen. Wie verschiedene Experimente zur Gedankenunterdrückung (z. B. «Weisser-Bär-Experiment») zeigen, drängen sich «verbotene» Gedanken im Sinne paradoxer bzw. «ironischer Prozesse» (Wegner 1998) fast zwanghaft auf. Eine hohe Absichtsrelevanz kann das Auftreten widersprüchlicher Reaktionen zusätzlich verstärken.

Was lässt sich daraus für die therapeutische Praxis schlussfolgern? Die Abkehr von Zielen und Absichten oder der Verzicht auf eine verbale Vermittlung therapeutischer Inhalte sind sicher keine praktikablen Lösungen – denn Ziele geben die Richtung von Veränderungsprozessen vor, und verbal orientierte Methoden bilden die Grundlage für die Planung von Veränderungen.

 

Susanne Rösner, Leitung Forschung

Implizite und explizite Methoden
Um einer kognitiven Überkontrolle vorzubeugen, ist vielmehr ein ausgewogenes Verhältnis zwischen impliziten und expliziten Methoden in der Alkoholentwöhnung anzustreben. Die auf der atf-Tagung präsentierten achtsamkeitsbasierten und hypnotherapeutischen Ansätze erscheinen in besonderer Weise geeignet, verbal orientierte Strategien zu ergänzen. Im Rahmen hypnotherapeutischer Verfahren werden Teile des expliziten Systems gezielt «heruntergefahren», um implizite Prozesse zu stärken. Aber auch ein körperbezogener oder handwerklich-manueller Zugang, wie er durch Sport-, Bewegungs- und Ergotherapie gefördert wird, kann ein wirksames Gegengewicht zu den verbal orientierten Verfahren der Psychotherapie bilden.

Ein weiterer impliziter Wirkfaktor dürfte im geschützten Rahmen der stationären Alkoholentwöhnung liegen. Denn die Erfahrung abhängiger Patienten, dass Abstinenz un-ter kontrollierten Bedingungen möglich ist, trägt implizit zur Erhöhung und zur Stabilisierung der Selbstwirksamkeitserwartung bei. Was dem Patienten anfangs unmöglich erscheint, wird durch den geschützten Rahmen des stationären Settings jeden Tag erreichbarer. Abstinenz wird so nicht mehr nur als angestrebtes Ziel, sondern als wahrgenommene Zielerreichung und Ausdruck der eigenen Wirksamkeit erlebt. Die Infragestellung der Zielerreichung («Werde ich es schaffen?») wird dabei nach und nach durch Gewissheit («Ich schaffe es») abgelöst. Zusätzlich zu den selbstwirksamkeitsstabilisierenden Effekten einer erfolgreichen Handlungskontrolle dürften bei kontinuierlicher Abstinenz auch lerntheoretische Prozesse der Löschung zur impliziten Vermittlung therapeutischer Effekte beitragen. Gemeinsam ist diesen Prozessen, dass deren Wirkung implizit und damit ohne bewusste Reflexion der vermittelnden Prozesse stattfindet. 

Durch die Ergänzung impliziter und expliziter Therapieformen kann es gelingen, Patienten auf ihrem Weg aus der Abhängigkeit optimal zu unterstützen. Denn die Kombination settingbezogener, impliziter und expliziter Wirkeffekte dürfte nicht nur einer kognitiven Überkontrolle vorbeugen, sondern letztlich durch Synergieeffekte auch eine deutliche Steigerung der therapeutischen Effekte bewirken.

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Zu Beginn des Geschäftsjahres 2019 hat uns das Erreichen eines nachhaltigen Tarifniveaus für unsere Angebote und die langandauernde Verhandlungsphase noch sehr beschäftigt. Es ist uns damit gelungen, uns diesem Ziel weiter anzunähern. Die Auslastung der etablierten Angebote stationär (93%) und tagesklinisch (83%) erwies sich als gutes Ergebnis. Im medizinisch-therapeutischen Bereich sind Vorprojekte umgesetzt worden, die der Weiterentwicklung unserer Angebote über alle Settings dienen. In der Tagesklinik wurde das Halbtagesprogramm nach ersten Einführungsmonaten weiter geschärft. Erneut durften wir erfreulich gute Resultate aus der Patientenzufriedenheitsumfrage entgegennehmen. Die damit verbundenen Hinweise auf Verbesserungspotenzial sind für den stetigen Qualitätserhalt unabdingbar, damit wir unsere 130-jährige Erfolgsgeschichte fortschreiben können.

Tarifverhandlungen
Im Vordergrund des Geschäftsjahres 2019 – dem 130-jährigen Bestehen der Forel Klinik – stand das Erreichen eines nachhaltigen Tarifniveaus für unsere Angebote. Das neue Tarifmodell TARPSY, welches An-fang 2018 mit einer zweijährigen Übergangsphase für den stationären Bereich eingeführt wurde, konnte sich nach diversen Umstellungsschwierigkeiten in diesem Geschäftsjahr stabilisieren. Dennoch bleibt das noch junge TARPSY-System für uns Leistungserbringer auch nach der Einführungsphase eine Herausforderung hinsichtlich unvollständiger Leistungsabbildungsstrukturen und der dazu notwendigen Dokumentationstiefe. Hierbei ist die Balance in der Weiterentwicklung des Finanzierungssystems zu finden, zwischen dem Grad an Ausdifferenzierung der Leistungsabbildung und dem im Gegenzug dabei entstehenden administrativen Aufwand. Es ist uns in Anbetracht der ungewöhnlichen Herangehensweise gut gelungen, beinahe vollständig den betrieblich notwendigen Basisaufgaben nachzukommen. Wir dürfen stolz darauf sein. Nun müssen die Optimierungsarbeiten nach dem Go-live der Standardversionen angegangen werden, sodass wir die neuen Systeme noch effizienter und fehlerfrei nutzen können.

Gleichzeitig gestaltete sich die erneute Tarifverhandlung für das Jahr 2019 als sehr langwierig. Diese zogen sich bis in den Sommer, führten aber schliesslich zu einem befriedigenden Abschluss, so dass die infolge der unsicheren Tarifsituation zurückgestellten Projekte – wenn auch mit Verspätung – wieder vorangetrieben werden konnten. Im Spätsommer starteten bereits die nächsten Tarifverhandlungen für das Jahr 2020.

Nanda Samimi, CEO
Gitti Hug, Präsidentin

Gutes Ergebnis
Mit einer durchschnittlichen Belegung von 93% konnte in diesem Geschäftsjahr eine erfreuliche, kontinuierlich hohe Nachfrage für die stationäre Behandlung verzeichnet werden. Die Tagesklinik hat mit 83% Auslastung im Ganztagesprogramm das gesteckte Ziel erreicht. Insbesondere konnten wir einen markant besseren Jahresabschluss als budgetiert verzeichnen. Dieses erfreuliche Ergebnis gründet auf verschiedenen Effekten. Die lang andauernde Ertragsunsicherheit, verursacht durch die langwierigen Tarifverhandlungen, führte zu Minderausgaben. Es konnten nicht mehr alle Vorhaben bis Ende Jahr umgesetzt werden.

Zudem hat die befürchtete negative Tarifschwankung durch die weiteren Tarifsystemanpassungen im 2019 sich nicht so stark ausgewirkt. Zu guter Letzt erwirtschaftete unser Mitarbeiterfonds eine hohe Rendite.

 

Zusammenlegung Ambulatorium und Tagesklinik
Nebst der Hauptherausforderung eines möglichst gut geführten Finanzmanagements noch inmitten der Finanzstrukturetablierung wurde grosser Wert darauf gelegt, wichtige anstehende Entwicklungsprojekte für die Forel Klinik nicht zu vernachlässigen. So konnten die ersten Planungsarbeiten im Zusammenhang mit der Zusammenlegung von Ambulatorium und Tagesklinik vorwärtsgebracht werden. Die Standorte des Ambulatoriums und der Tagesklinik liegen relativ weit auseinander, was in personeller und organisatorischer Hinsicht aufwendig ist und zu Synergieverlusten führt. Diese auf die Länge unbefriedigende Situation rief nach einer Optimierung. Nachdem sich die Gelegenheit bot, am Standort der Tagesklinik weitere Mieträumlichkeiten zu übernehmen, wurde beschlossen, die beiden Standorte am Sihlquai 255 im 2020 zusammenzulegen.

Auch im medizinisch-therapeutischen Bereich sind Vorprojekte umgesetzt worden, die der Weiterentwicklung der Angebote stationär und tagesklinisch dienen. Konkretisiert werden diese im kommenden Jahr. Erste Anpassungen erfolgten im Berichtsjahr in Form von Pilotdurchführungen. Dabei ist der Fokus auf mehr Durchlässigkeit zwischen den Angeboten und mehr Flexibilität gelegt worden, sowohl stationär wie auch tagesklinisch. In der Tagesklinik wurde das Halbtagesprogramm nach ersten Einführungsmonaten weiter geschärft. Es bietet Patientinnen und Patienten neue Möglichkeiten, um den schrittweisen Übergang in ihren Alltag zu verbessern. Die Ergotherapie wurde im ausserstationären Bereich stärker ausgebaut und patientenorientierter gestaltet. Bereichernd empfinden wir die Zusammenarbeit mit der Klinikseelsorge, die noch vor der Adventszeit und den Feiertagen in Ellikon neu zustande kam.

Markus Bünter, Chefarzt a. i.

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